Wachstum: Grenzen des wirtschaftlichen Wachstums

Wachstum: Grenzen des wirtschaftlichen Wachstums
Wachstum: Grenzen des wirtschaftlichen Wachstums
 
Seit dem gleichnamigen Bericht des Club of Rome von 1972 ist »Grenzen des Wachstums« ein stehender Begriff. Seinerzeit wurde von einem pessimistischen Szenario der künftigen Entwicklung ausgegangen, da vor allem die nicht erneuerbaren Ressourcen (Erdöl und andere Energieträger) als begrenzt angesehen wurden. Da Rohstoffe als Vorprodukte und als Energieträger benötigt werden, diese bei einer rasch wachsenden Weltbevölkerung aber in immer geringerem Maße zur Verfügung stehen, ist dem Wirtschaftswachstum eine natürliche Grenze gesetzt.
 
 Wirtschaftswachstum, Umweltbelastung und natürliche Ressourcen
 
Wirtschaftliches Handeln bewirkt den Verzehr von Energieträgern und anderen Rohstoffen. Einerseits stehen beide Ressourcen im Allgemeinen nicht unbegrenzt zur Verfügung, andererseits hat ihr Einsatz Nebenwirkungen (externe Effekte), die zu einer Schädigung der Umwelt und einer Verschlechterung der Lebensbedingungen führen können.
 
Wenn auch die Studie des Club of Rome heute nicht mehr in der ursprünglichen Form diskutiert wird, so bewirkte sie - wie auch die Umweltbewegung - doch eine zunehmende Einsicht in die mit dem wirtschaftlichen Handeln verbundene Umweltproblematik. So wuchs die Einsicht, sparsam mit knappen Rohstoffen umzugehen und sie möglichst wieder zu verwenden (Recycling), und den Produktionsprozess möglichst in Form geschlossener Kreisläufe zu organisieren (Kreislaufwirtschaft). Weitere Beispiele, in denen ein Umdenken festzustellen ist, beziehen sich auf die Rodung von Regenwäldern und den damit einhergehenden klimatischen Veränderungen, auf die Freisetzung (Emission) von Schadstoffen in die Atmosphäre einerseits und auf den zunehmenden Schutz von Fischbeständen durch eine Festlegung von Fangquoten andererseits. Solarenergie und die Verbrennung von Biomasse für eine ökonomisch effizientere Energieerzeugung sind ebenso Beispiele für ökologische Innovationen wie auch der Katalysator für Autos. Alle diese Maßnahmen und Erneuerungen zielen darauf ab, weiteres Wirtschaftswachstum zu ermöglichen, ohne die heute bekannten natürlichen Energiequellen vollständig aufzuzehren.
 
 Welches Wachstum ist nötig?
 
Ein wesentlicher Streitpunkt in der Diskussion um die Grenzen des Wachstums war und ist die Frage, welches Wachstumsniveau eine optimale Berücksichtigung der Umwelterfordernisse gewährleistet. Insbesondere spielte dabei die Forderung nach einem »Nullwachstum« (die Wachstumsrate hat den Wert null) eine große Rolle, die der undifferenzierten Forderung nach Wachstum um jeden Preis gegenübergestellt wurde. Ein Nullwachstum bewirkt bei einer wachsenden Bevölkerung allerdings, dass das Pro-Kopf-Sozialprodukt abnimmt. Das muss nicht zwangsläufig einen Rückgang des Wohlstands bedeuten, wenn man bedenkt, dass in den Wachstumsindikator Sozialprodukt auch Güter eingerechnet werden, die mit einer Umweltbelastung und damit Verschlechterung der Lebensqualität einhergehen. Um hier genauer unterscheiden zu können, wurde der Begriff des qualitativen Wachstums eingeführt und mit der Umweltökonomischen Gesamtrechnung und den Ökobilanzen ein neues methodisches Instrumentarium geschaffen. Die Diskussion um die richtige Wachstumsrate ist auch deswegen von großer Bedeutung, weil ein gewisses Wachstum zum Abbau von Arbeitslosigkeit als unerlässlich angesehen wird. Vor dem Hintergrund der Kontroverse, ob Umweltschutz Arbeitsplätze schaffen kann und gegebenenfalss wie viele und in welchen Branchen und Regionen, ist die Frage um das richtige Wachstumsniveau um so interessanter. Wachstum muss vor allem dort erfolgen, wo Technologien hervorgebracht werden, die die Umweltbelastung verringern oder Produkte oder Prozesse ermöglichen, die einen schonenderen Konsum ermöglichen.
 
 Entwicklungsländer und Wachstum
 
Wachstumsgrenzen werden auch im Zusammenhang mit dem anhaltenden Bevölkerungswachstum erörtert. Als Problem gilt, dass die Bevölkerung vor allem in den Entwicklungsländern stark wächst und diese in puncto Konsum im Vergleich zu den Industrieländern einen großen Nachholbedarf haben, was für die Umwelt nicht folgenlos bleibt. Die von den Industrieländern im internationalen Umweltschutz geforderten Anstrengungen (z. B. Investitionen oder Schadstoffreduzierungen) werden von den Entwicklungsländern als Beschneidung ihres Bedürfnisses nach Wohlstand (miss-)verstanden und machen einvernehmliche umweltpolitische Regelungen ebenso schwierig wie andererseits die Weigerung der Industrieländer, einen größeren materiellen oder finanziellen Beitrag zur Finanzierung des Umstiegs auf umweltverträglicheres Wirtschaften zu leisten. Um der Gefahr des Treibhauseffektes aufgrund des wachsenden Ausstoßes von Kohlendioxid und Treibhausgasen zu begegnen, hat sich die UNO seit der Konferenz von Rio de Janeiro 1992 für eine Klimarahmenkonvention eingesetzt. Auf Folgekonferenzen unter anderem in Kyoto und Buenos Aires einigte man sich auf Emissionsreduzierungen und auf Umweltlizenzen, die marktkonforme Instrumente zur Umweltentlastung darstellen.

Universal-Lexikon. 2012.

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